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Kurze Nachrichten etwas länger

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Jeder kennt sie: Webseiten, die es ihren Benutzern erlauben SMS über das Internet zu versenden. Doch wie kommt die SMS von der Webseite auf das Handy, und wie kann man so etwas von seiner eigenen Seite machen?

Anbindungen #

SMS werden eigentlich nur von Netzbetreibern an die Handys mittels der Funkmasten übermittelt. Die SMS muss daher von ihrer Quelle, einem Handy oder auch einem Webformular, an den korrekten Netzbetreiber des Zielhandys übermittelt werden. Da die Netzbetreiber meist keine Lust haben, tausende von kleinen SMS-Kunden zu verwalten, vergeben sie Lizenzen an größere Unternehmen, die SMS an den jeweiligen Netzbetreiber zustellen dürfen. Diese Unternehmen werden üblicherweise Distributoren oder Aggregatoren genannt.

Protokolle #

Wie eine SMS transportiert wird, ist eigentlich nicht so wichtig. Große Mengen SMS werden üblicherweise zwischen Aggregatoren oder Netzbetreibern über das SMPP (Short Message Peer to Peer) Protokoll transportiert, das auf TCP/IP aufsetzt. Weitere übliche Varianten umfassen HTTP, XML over HTTP sowie SOAP. Einige Aggregatoren haben eigene, nicht standardisierte, Schnittstellen. Entscheidend ist lediglich ein “abstraktes” SMS Transportprotokoll. So wird eine SMS anhand der Nummer des Zielhandys (evtl. über Umwege) an einen Netzbetreiber zugestellt. Der Netzbetreiber versucht diese Nachricht mithilfe von seinen Sendemasten an das Handy zuzustellen. Konnte die Nachricht zugestellt werden, oder aber das Handy war eine bestimmte Zeit lang nicht erreichbar, wird vom Netzbetreiber ein Zustellungsbericht (engl. Delivery Notification, Delivery Report) zurück an die Quelladresse gesendet. Ein Zustellbericht ist jedoch meistens optional und wird oft von den Netzbetreibern sowie von den Aggregatoren extra berechnet. Er ist jedoch die einzige Möglichkeit Gewissheit darüber zu erlangen, ob eine SMS angekommen ist, oder nicht.

Qualitätsstufen #

Die Qualitätsstufen beim Versenden von einfachen Text-SMS werden üblicherweise von den Parametern Route und Extras bestimmt.

Route #

Unter der Route ist der Weg zwischen Versender und Netzbetreiber gemeint. Dabei kann eine SMS in ein deutsches Netz nicht nur von einem Aggregator direkt an den Netzbetreiber zugestellt werden (direkte Route), sondern auch erst über das Internet an einen ausländischen Netzbetreiber, der diese wiederum an den deutschen Netzbetreiber zustellt (Auslandsroute). Eine Auslandsroute ist meistens günstiger, da ein ausländischer Netzbetreiber viel günstigere Konditionen erhält als ein deutscher Aggregator. Dabei leidet meist jedoch die Qualität: Die SMS benötigen eine längere Zustellzeit (z. B. Direktroute etwa 1-2 Sekunden, Auslandsroute bis zu einigen Minuten), die Quote der nicht zugestellten SMS steigt (weil z. B. der ausländische Netzbetreiber oder Aggregator nicht alle Features der SMS-Protokolle unterstützt), oder es können einige Features nicht bereitgestellt werden (z. B. können auf einigen Auslandsrouten keine Zustellungsberichte generiert werden).

Deutsche Direktrouten mit allen Extras verfügbar kosten meist um 7-8 Cent pro SMS. Hingegen können Auslandsrouten ohne jegliche Extras mit etwa 3 Cent pro SMS gefunden werden.

Absender #

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Absenderkennung. Theoretisch kann man als Absender einer SMS jeglichen Text (11 Zeichen) oder jede beliebige Telefonnummer angeben. (Ja, das wissen viele Leute nicht. Damit kann man Absender sehr schön faken. Wer also das nächste Mal seinen Freund/Freundin Ärger wegen einer SMS machen möchte, sollte sich das zweimal überlegen.) Alternativ kann auf dieses Feature verzichtet werden. In diesem Fall werden die SMS nicht direkt an den Netzbetreiber zugestellt, sondern über andere Handys. Dies wird mithilfe von GSM-Modems gemacht. GSM-Modems sind im Prinzip Handys mit einer Karte, aber ohne alles andere. Einige Aggregatoren besorgen sich Karten mit günstigen SMS-Guthaben und können so ihre SMS günstiger als die üblichen 7 Cent pro Stück verschicken. Der Nachteil ist, daß sie hierbei meist die Absenderkennung nicht bestimmen können, sondern als Absender die Handynummer der benutzten Karte erscheint, die man meist auch nicht näher beeinflussen kann. Da die Betreiber üblicherweise ganze Pools von GSM-Modems benutzen, können verschiedene SMS auch verschiedene Absenderkennungen enthalten.

Flash SMS #

Flash-SMS sind eine besondere Art der SMS. Diese SMS werden nicht direkt im SMS-Speicher des Handys abgelegt, wie man es kennt, sondern erscheinen direkt als Meldung auf dem Display. Man kann sich dann entscheiden, ob man diese SMS speichern oder löschen möchte. Üblicherweise gibt es einen eigenen Tarif für Flash SMS.

Internationaler Versand #

Bei GSM-Modems und Direktrouten wird eine SMS üblicherweise nicht an eine ausländische Handynummer zugestellt. Auch werden bei einigen Routen SMS nicht zugestellt, wenn sich das (deutsche) Handy im Ausland befindet.

Antworten #

Ein weiteres Feature ist die Möglichkeit Antwort-SMS auf eine versendete SMS zu erhalten. Hierzu muss man üblicherweise einen HTTP-Request empfangen und die entsprechenden Parameter verarbeiten. Routen, bei denen keine Antwort möglich ist, sind üblicherweise auch günstiger.

Multimedia #

MMS und WAP-Pushs sind eigene Spezies der Nachrichten. Während eine SMS in einfacher Ausführung 160 Zeichen hat, kann eine MMS bis zu 300 KB transportieren, einschließlich Bilder, Klingeltöne und dem restlichen Multimediapaket. Entsprechend teuer ist der Versand von MMS relativ zu SMS.

Premium SMS #

Als Premium SMS bezeichnet man SMS, die den Handybesitzer extra Kosten verursachen, so wie man es von SMS-Votings, SMS-Abos oder anderen SMS-Diensten her kennt. Diese SMS-Arten sollen hier vorerst nicht genauer behandelt werden, zumal sie eigentlich sowieso nur für gewerbliche Benutzer infrage kommen.

Fazit #

Als einfacher Homepagebenutzer muss man sich an einen Aggregator wenden, der auch kleine Mengen an SMS-Traffic akzeptiert, denn die größeren Aggregatoren fangen erst gar nicht an, wenn man ein Minimum an Umsatz und damit an Anzahl SMS pro Monat nicht erfüllt. Weiterhin ist es wichtig, sich einen Anbieter zu suchen, der ein einfaches Protokoll zum Versenden von SMS bietet. Am einfachsten ist natürlich eine HTTP-Anfrage, bei der alle benötigten Parameter übermittelt werden. Solche SMS-Anbieter erlauben es üblicherweise ein Guthabenkonto aufzuladen (per Überweisung, PayPal etc) und beliebig SMS zu versenden, bis das Guthaben aufgebraucht ist. Einige Anbieter legen aber auch ein Limit für das Aufladen fest, wie z. B. mindestens 20 Euro.

Wer jetzt neugierig geworden ist, der kann sich ja mal die Konditionen verschiedener Anbieter anschauen. Ich habe noch keine persönliche Erfahrung mit einem der folgenden Anbieter gemacht. Ich habe die Liste aufgrund der auf der jeweiligen Homepage aufgelisteten Konditionen und einiger Google-Suchen zusammengestellt. Wer schlechte oder gute Erfahrungen mit einem dieser oder einem hier nicht aufgelisteten Anbieter gemacht hat, kann sie mir gerne mitteilen.